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12.06.2013

Neue Chancen für Europas Anbieter

Daten-Skandal. US-Geheimdienste haben in großem Stil Daten von den Servern US-amerikanischer Unternehmen abgerufen. Das zerstört Vertrauen – und schafft neue Chancen.

Brüssel/Wien. Der Skandal erschüttert die globale Internet-Gemeinschaft: Nach Angaben des Technikers Edward Snowden soll der US-Geheimdienst NSA die Server diverser US-Konzerne - darunter Apple, Google, Microsoft und Facebook - gescannt haben.

Dieser Vertrauensverlust in Sachen Datenschutz ist für US-Anbieter in Europa ein Desaster, sagt Tobias Höllwarth, Vorsitzender EuroCloud Austria, dem WirtschaftsBlatt; die Non-Profit-Organisation setzt sich für Cloud Computing in Europa ein. „Dabei verstehen aber beispielsweise Microsoft-Manager in Europa den europä­ischen Markt und passen sich an", sagt Höllwarth: Aber niemand wisse, was in den USA passiert; und aktuell ist das Ausmaß des NSA-Systems schwer abschätzbar: Gestern wurde bekannt, dass Snowden den Medien Tausende Dokumente übergeben hat.

Des einen Leid ist wiederum des anderen Freud: Der Vertrauensverlust könnte die europäischen Kunden grundsätzlich zu europäischen Anbietern treiben, glaubt Höllwarth: Österreichische Anbieter sind etwa Fabasoft oder Brainloop Austria. Doch auch auf europäische Anbieter können sich Österreicher laut Höllwarth verlassen: Das deutsche Datenschutz-Recht sei noch eine Spur strenger als das österreichische.

Generell ermögliche Cloud Computing vor allem KMU, zu niedrigen Kosten effizienter zu agieren - Software muss nicht mehr gekauft, sondern kann gemietet werden. Das Auftreten eines Skandals war aber nur eine Frage der Zeit, und es werde nun zu einer Konsolidierung am Markt kommen, bis ein Niveau erreicht sei, auf dem man gewissen Anbietern vertraut.

Politik auf dem Plan

Neben wirtschaftlichen hat der Skandal auch politische Auswirkungen: Die Abgeordneten im Europaparlament zeigen sich empört, ein Fragenkatalog an die USA soll ausgearbeitet werden, Angela Merkel will das Thema beim Berlin-Besuch Barack Obamas kommende Woche zur Sprache bringen.

Dabei kann auch in Österreich der Staat auf Daten zugreifen: Im Rahmen der Vorratsdatenspeicherung werden Verbindungsdaten sechs Monate gespeichert - Inhalte werden aber nicht festgehalten und auch für den Zugriff auf Festplatten über das Web gibt es in der Strafprozessordnung keine Grundlage.

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