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21.12.2012

Einblicke und Ausblicke in die Cloud

Am Jahresende nehmen wir uns natürlich auch wieder Zeit zurückzublicken, was in diesen vergangenen zwölf Monaten die Cloud-Computing-Branche bewegt hat.

Bernd Becker, Vorstandssprecher von EuroCloud Deutschland_eco, erläutert im Interview wesentliche Veränderungen, wer momentan treibende Kraft hinter der Einführung von Cloud Services ist und wie es nun mit dem Thema Vertrauen aussieht. Außerdem erzählt er, worauf der Verband im Jahr 2013 besonderes Augenmerk richten wird. Wichtigstes Ziel: „Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass die vielgenannten Chancen der Cloud auch in erfolgreiche Realität umgesetzt und weiterhin Hürden abgebaut werden“, so Becker.

Herr Becker, was war Ihrer Einschätzung nach die größte Veränderung für die Cloud-Computing-Branche im Jahr 2012?

Cloud Computing hat 2012 deutlich an Marktreife gewonnen. Das Angebot attraktiver und hochwertiger Cloud Services wurde für den deutschen wie auch für den internationalen Markt deutlich erhöht, zudem lässt sich ein zunehmender Trend erkennen, nachdem Anwenderunternehmen die vielfältigen Chancen der Cloud für sich erschließen.

Uns freut, dass sich die anfänglich oftmals eher unsachlich geführte Debatte über das Pro und Contra von Cloud Services zunehmend an den Realitäten orientiert. Erfreulich ist auch, dass sowohl die deutsche als auch die europäische Politik die Cloud als Wirtschaftsfaktor erkannt hat und intensiv daran arbeitet, die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz von Cloud Services zu verbessern.

Wer ist momentan die treibende Kraft hinter der Einführung von Cloud-Lösungen – die IT-Abteilung, die Geschäftsbereiche oder das Management?

Ich denke, hier muss man einerseits die Segmentierung des Marktes betrachten, denn Cloud ist nicht gleich Cloud. Andererseits ist auch die Ausgangssituation von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich, insofern kann man nicht pauschalisieren. Aber grundsätzlich lässt sich feststellen, dass in großen, international aufgestellten Unternehmen die Private Cloud eine logische Weiterentwicklung des klassischen Outsourcings ist, bei der sich die Vorteile der Cloud in der Kombination mit den unternehmenseigenen IT-Ressourcen erschließen lassen. Großunternehmen verfügen in ihren IT-Abteilungen zudem über ausgeprägtes IT-Know-how, diese Experten sind in aller Regel die Treiber in Richtung Cloud. Aber es gibt auch Großunternehmen, die sich bislang der Cloud verweigern. Hier baut sich eine Grauzone auf, bei der sich die Fachabteilungen verselbstständigen und am freien Markt die Cloud Services selbst beschaffen. Eine so entstehende Schatten-IT birgt für solche Unternehmen ein nicht unerhebliches Governance- und Compliance-Risiko, insbesondere dann, wenn keine Cloud-spezifischen unternehmensinternen Richtlinien und Policies festgelegt wurden.

Ganz anders dagegen stellt sich die Situation im Mittelstand dar. Wenngleich auch hier eine zunehmende Öffnung in Richtung Private Cloud zu erkennen ist, geben sich viele der oftmals inhabergeführten Mittelständler doch eher noch zurückhaltend. Für die Cloud-Branche gestaltet es sich nicht immer leicht, die Entscheider-Ebene zu erreichen, die IT-Expertise ist in diesen Unternehmen weniger stark ausgeprägt. Man muss schon den Nutzen der Cloud für das eigene Unternehmen verstehen und das nötige Vertrauen in den Anbieter entwickeln. Im Gegensatz zu den Großunternehmen fehlt es den Mittelständlern oftmals an einer klaren IT-Strategie und in der Folge an definierten IT-Beschaffungsprozessen. Zudem besteht Verunsicherung, da diese Unternehmen oftmals nicht wissen, ob sie bei Cloud Services auch Compliance-konform verhalten. Hier bietet die EuroCloud Star Audit Zertifizierung die notwendige Entscheidungshilfe.

Best-Practice-Erfahrungen anderer Mittelständler, wie sie auf dem EuroCloud Anwenderkongress D-A-CH auf der Cloudzone 2012 präsentiert wurden, bieten den interessierten Unternehmen daher eine gute Orientierungsmöglichkeit. Auch auf der Cloudzone 2013 am 15. Mai 2013 wird EuroCloud den Anwenderkongress gestalten.

Studien zeigen nach wie vor: Das Thema Vertrauen ist in puncto Cloud noch verbesserungsbedürftig. Sind die Bedenken berechtigt?

Die aktuelle Studie der Business Software Alliance (BSA) zeigt Deutschland im Vergleich mit den 25 größten Wirtschaftsnationen hinter Japan und Australien und vor den USA auf Platz 3 hinsichtlich der rechtlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen für Cloud Services, insofern haben wir durchaus optimale Voraussetzungen. Und obwohl mittlerweile ein umfangreiches Angebot an sicheren Cloud Services verfügbar ist, scheinen wir im internationalen Vergleich – zumindest subjektiv – der Marktadaption hinterher zu hinken, was nicht zuletzt eine Frage der Marktakzeptanz darstellt.

In Zusammenarbeit mit der Hochschule Aschaffenburg hat EuroCloud im November dieses Jahres eine Studie veröffentlicht, in welcher die Akzeptanz von Risiken anderer Branchen exemplarisch untersucht wurde, um daraus Ableitungen für Cloud Services zu treffen. Diese Studie brachte einige höchst interessante Erkenntnisse zu Tage, welche EuroCloud in einer Expertengruppe weiter verfeinern und ausarbeiten wird Hierzu sind unsere Mitglieder herzlich eingeladen.

Was sind für EuroCloud Deutschland die größten Handlungsfelder 2013?

Wir denken, dass für Cloud-Kunden aller Größenordnungen die Rechtssicherheit, der Datenschutz und verlässliche, vertragskonforme Leistungserbringung – insbesondere im europäischen und globalen Kontext – für qualitative und zuverlässige Cloud Services entscheidend sind. Cloud Computing entwickelt sich mit hoher Geschwindigkeit weiter, Service-Angebote werden spezifischer und innovativer. Insofern ist Marktkommunikation über die Möglichkeiten mit der Cloud auch 2013 ein fester Bestandteil unserer Aktivitäten. Die EuroCloud Conference am 14. Mai, erstmalig in Karlsruhe am Vortag der Cloudzone, bildet ein Highlight, die Verleihung der EuroCloud Deutschland Awards am Abend des gleichen Tages ist hier ebenso zu nennen wie die EuroCloud Anwenderkonferenz auf der Cloudzone am 15. Mai 2013. Aber auch bei weiteren Veranstaltungen, wie der World-of-Cloud in Frankfurt am 9. und 10. April mit dem EuroCloud Demoforum und verschiedenen Cloud-Veranstaltungen mit regionalen Wirtschaftsverbänden vermitteln wir Cloud-Konzepte für den praktischen Einsatz.

EuroCloud ist aktiv eingebunden in die seit September 2012 veröffentlichte europäische Cloud-Strategie, welche unter anderem die Schaffung einheitlicher europäischer Standards und Vertragstemplates zum Inhalt hat und 2013 intensiv fortgeführt wird.

Rund um Rechtskonformität und Verlässlichkeit ist EuroCloud auch mit seinen Expertengruppen aktiv. Neben dem zwischenzeitlich weithin anerkannten EuroCloud Star Audit für Cloud Services zeichnet sich als weiteres Element der Qualitätssicherung zunehmend auch ein Bedarf für die Qualifizierung und Zertifizierung von Personen mit Cloud-spezifischen Aufgabenstellungen ab, hier will sich EuroCloud 2013 verstärkt einbringen.

Auch gewinnen Cloud-Marktplätze zunehmend an Bedeutung, hier ergeben sich auf Anbieterseite oftmals interessante Brückenschläge zwischen Start-ups und mittelständischen Cloud-Service-Anbietern und den eher großen Marktplatz-Betreibern. Auch hier kann EuroCloud national, europäisch und international einen Betrag leisten.