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13.01.2014

Review CLOUDkongress im Output

Zeit, mit dem Laufen zu beginnen. Dichter als sonst um diese Jahreszeit zogen sich Anfang November 2013 dunkle Wolken über dem Haus der Industrie am Wiener Schwarzenbergplatz zusammen. Zum dritten Mal in Jahresfolge hatte Höllwarth Consulting zum »Cloudkongress« geladen, dem mittlerweile anerkannten Community-Treff für Anwender und Anbieter, für Interessenten und Insider von Cloud-Infrastruktur und -Services.

Autor: Dietmar Boigner

Dichter als sonst um diese Jahreszeit zogen sich Anfang November 2013 dunkle Wolken über dem Haus der Industrie am Wiener Schwarzenbergplatz zusammen. Zum dritten Mal in Jahresfolge hatte Höllwarth Consulting zum »Cloudkongress« geladen, dem mittlerweile anerkannten Community-Treff für Anwender und Anbieter, für Interessenten und Insider von Cloud-Infrastruktur und -Services.

Ein wesentliches Fazit vorweg: Es war ein gelungener Event – an die 250 Teilnehmer erlebten ein abgerundetes Vortragspotpourri und ein reges Networking rund um die drei Kernthemen: Hybrid IT, Enterprise (Social Collaboration) und Security.

Dr. Tobias Höllwarth skizzierte in seiner Eröffnung unter dem Titel »Die digitale Transformation beginnt« die Cloud als Teil einer massiven industriellen Revolution, in der wir uns gerade befinden. Man sollte die Cloud daher als Chance sehen und nicht als Bedrohung, so Höllwarth. Städte wie Taipeh würden heute bereits 200.000 Menschen in Cloud-Forschungszentren beschäftigen und Cloud-Lösungen für den öffentlichen Bereich entwickeln.

Eine gute Strategie hilft. Daran knüpfte in weiterer Folge Dipl.-Ing. Norbert Weidinger, Stv. CIO der Stadt Wien, an und stellte die Strategie sowie die fortgeschrittenen Ergebnisse der Magistratsdirektion der Bundeshauptstadt auf dem Weg in die Wolke vor. »Cloud ist Realität und es ist keine Frage mehr, ob man es macht, sondern wie.«

Wien wird Weidinger zufolge in den kommenden zehn Jahren um die Größe von Linz wachsen – »das IT-Budget aber nicht«. Cloud-Services seien daher, auch wenn sie nicht für alle IT-Aufgaben relevant sind, eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Die von Weidinger gemeinsam mit der Vienna Cloud Consulting Group erarbeitete Cloud-Strategie der Stadt Wien geht dementsprechend Richtung hybride IT: »Eine gute Strategie hilft enorm dabei, auch in der Cloud das Steuer in der Hand zu behalten.« Ohne Cloud-Strategie dagegen würden IT-Verantwortliche Gefahr laufen, dass in Zukunft vermehrt das Top-Management und die Fachabteilungen IT-Entscheidungen treffen.

Geheimdienste lieben die Cloud. Mit der Keynote von Dr. Gert Polli verdichteten sich schließlich die dunklen Wolken über dem Kongress-Palais und stürmische Winde zogen auf. Gert Polli gründete im Jahr 2002 das österreichische Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) und leitete es bis 2008. Das BVT gilt als ziviler Geheimdienst der Republik und ist neben Terrorismusbekämpfung auch für die bundesweite Spionageabwehr in Österreich zuständig. Insgesamt war Polli fast 30 Jahre in Nachrichtendiensten tätig und arbeitete auch als Leiter der weltweiten Konzernsicherheit bei Siemens. Sein Vortrag »Geheimdienste – eine Bedrohung für Unternehmen?« beleuchtete die Beziehung zwischen Geheimdiensten und der Cloud. Sein Statement: »Geheimdienste lieben die Cloud, denn sie ist ein zentraler Ort, an dem man Daten abgreifen kann.«

Polli führte nicht nur vor Augen, dass die seit Monaten in den nationalen und internationalen Medien zu hörenden Dinge über die Aktivitäten der NSA und anderer Geheimdienste wohl nur die Spitze eines Eisberges sind. Es gebe noch zahlreiche kleinere Organisationen, die diesen zuarbeiten.

Der Ex-Geheimdienstchef widersprach der Behauptung, dass Nachrichtendienste hauptsächlich der Terrorismusbekämpfung dienen, und meinte, dass diese auch politische Motive verfolgen und Wirtschaftsspionage betreiben. Im Fokus stünden dabei vor allem KMU, da diese oft als Innovationsträger fungieren und zudem ein relativ geringes Schutzniveau aufweisen, also leichte Beute sind. Gelange die NSA in den Besitz geschäftskritischer Informationen, dann würden diese an die US-Wirtschaft weitergegeben: »US-Geheimdienste und US-Unternehmen sind sehr gut vernetzt«, so Polli. Bemerkenswert darüber hinaus seine Aussage, dass mit dem Thema Compliance Möglichkeiten geschaffen wurden, die mit dem ursprünglichen Thema wenig zu tun haben.

Auf europäische Anbieter setzen. Pollis Fazit: »Ein wirksamer Schutz gegenüber einem großen Geheimdienst ist sehr schwierig.« Er sieht aber zukünftig einen großen Bedarf für Security-Tools und glaubt, dass es ein entscheidender Vorteil sein kann, eine europäische Lösung zu erzielen.

Was die Nutzung von Cloud-Services betrifft, so rät Polli keinesfalls davon ab, empfiehlt jedoch, sich genau mit dem Wert von Daten, die in die Cloud verlagert werden, zu beschäftigen. Und er rät, auf europäische Anbieter zu setzen: »Ein europäisches Rechenzentrum im Besitz einer europäischen Firma ist ein klarer Vorteil.« Die Schnittstelle zur NSA sei dann zumindest nicht von Haus aus eingebaut. Außerdem müssten sich Unternehmen ja auch gegen nicht-staatliche Hacker schützen, und hier mache sich ein gewisses Sicherheitsniveau durchaus bezahlt.

Wohl oder übel. Tobias Höllwarth, Kongress-Organisator wie auch Vorstand von Eurocloud Österreich, verwies noch auf die Notwendigkeit, sich wohl oder übel mit den Möglichkeiten der Cloud auseinandersetzen zu müssen: »Geschäftsmodelle verändern sich durch die Cloud und neue entstehen. Dazu kommt eine neue Art zu kommunizieren, eine neue Art zu produzieren, eine neue Art Kunden anzusprechen und eine neue Art der Verteilung.« Wer diese Möglichkeiten nicht nutze, werde vom Markt verschwinden.

»Nachlaufen ist keine wirtschaftlich sinnvolle Option«, so Höllwarth, »vor allem dann, wenn der vor einem auch schnell läuft.« Die Erfahrungen aus früheren industriellen Revolutionen hätten gelehrt: »Bisher gab es etwa zehn bis dreißig Jahre nach jeder industriellen Revolution eine Wirtschaftskrise, für die man gewappnet sein muss.« Insofern sollten sich Unternehmen jetzt mit einer Cloud-Strategie beschäftigen und nicht erst, wenn die Krise bereits vor der Haustür steht: »Es ist Zeit, mit dem Laufen zu beginnen.«

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