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02.09.2013

5 Fragen an EuroCloud Österreich

Interviewpartner Tobias Höllwarth, Vorstand EuroCloud Österreich und VP EuroCloud Europe

  1. Welche Auswirkungen hat der aktuelle NSA-Schnüffelskandal auf die Geschäftsentwicklung in der Cloud-Computing-Wirtschaft?
    Zunächst ist es ein Image-Schaden für die US-Unternehmen, die sich allerdings aufgrund der Rechtslage in den USA nur schwer dagegen wehren können, die US-Behörden zu unterstützen. Man muss aber fairer Weise darauf hinweisen, dass auch europäische Behörden ähnliche Zugriffsmöglichkeiten haben („Lawfull Interception“), dies aber nach der aktuellen Wahrnehmung nicht in dem Umfang und in der Reichweite nutzen, wie es bei der NSA geschieht.
    Die mögliche wirtschaftliche Auswirkung auf US-Unternehmen wurde in der Studie der ITIF (http://www2.itif.org/2013-cloud-computing-costs.pdf) auf bis zu 35 Milliarden US-Dollar beziffert. Diese Berechnung basiert unter anderem auf einer Umfrage der Cloud Security Alliance (https://downloads.cloudsecurityalliance.org/initiatives/surveys/nsa_prism/CSA-govt-access-survey-July-2013.pdf) mit 500 Teilnehmern. Dies entbehrt jeder nachvollziehbaren statistischen Grundlage.
    Eine reale Auswirkung können wir eigentlich erst in den kommenden sechs bis zwölf Monaten abschätzen. Um uns als EuroCloud einen besseren Überblick zu verschaffen, starten wir im September eine entsprechende Umfrage in der DACH-Region. Wichtig ist aber auch zu bedenken: Die Diskussion ist nicht auf Cloud Computing beschränkt, sondern betrifft den gesamten Internetverkehr.
  2. Wie kann ich mich als Interessent über vertrauenswürdige Anbieter informieren?
    Das EuroCloud Star Audit (www.saas-audit.de) ist eine wichtige Entscheidungshilfe, um einen vertrauenswürdigen Anbieter zu finden. EuroCloud überprüft mit unabhängigen Auditoren nicht nur die Infrastruktur der Cloud-Services-Anbieter, sondern auch die Existenz und Einhaltung von Verträgen, Compliance, Sicherheit und Betrieb. Die Zertifizierung verschafft Überblick über alle an der Erbringung beteiligten Unternehmen und darüber, wo und von wem die Daten in welcher Art und Weise verarbeitet und gespeichert werden.
  3. Auf welche Kriterien sollte man bei der Auswahl eines Anbieters besonders beachten?
    EuroCloud hat hierzu verschiedene Leitfäden erarbeitet, wie zum Beispiel „Cloud Computing – Recht, Datenschutz & Compliance“. Darin sind wichtige Kriterien erläutert wie etwa Transparenz bei Datenschutz und -verarbeitung, Übersicht aller beteiligter Unternehmen und Einhaltung von angemessenen Sicherheitsanforderungen. Detaillierte Hintergründe finden Interessierte zudem im Buch Cloud Migration (kostenlose Web-Ausgabe: www.cloud-migration.eu ). Zurzeit sind bei der EUKommission eine Reihe von Arbeitsgruppen damit beschäftigt, grundlegende Anforderungen, Standards und Zertifizierungssysteme zu beschreiben. EuroCloud ist hierbei aktiv eingebunden und vertritt die Position der europäischen Cloud-Computing-Wirtschaft.
  4. Wer ist eigentlich im Verband EuroCloud zusammengeschlossen?
    EuroCloud Österreich vertritt seit 2010 als nationale Organisation des europäischen EuroCloud-Netzwerkes die deutsche Cloud-Computing-Wirtschaft. Dies sind nicht nur Cloud-Service-Anbieter, sondern alle Beteiligten des Cloud-Ökosystems, also Colocation-Anbieter, Internet Service Provider, Berater, Systemhäuser, Juristen und auch Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die sich auf der, Kundenseite mit der ordnungsgemäßen Nutzung von Cloud Services auseinandersetzen. Die Mitglieder gehören zum größten Teil zum Mittelstand. Jedes Unternehmen hat im Verband die gleiche Stimme, egal, ob es sich um ein Einzelunternehmen oder einen internationalen Konzern handelt. Europaweit gehören mehr als 1.000 Unternehmen dem EuroCloud-Netzwerk an, wobei Österreich die höchste Mitgliederzahl hat.
  5. In welcher Form können Ihr Verband und Unternehmen aus der Cloud-Wirtschaft Einfluss auf die EU und die von ihr geplante europäische Cloud-Strategie nehmen?
    Wie bereits beschrieben, nutzen wir rege die von der EU gebotene Chance, aktiv in den Arbeitsgruppen entscheidende Elemente der Strategie mitzugestalten und äußern uns bei Expertenanhörungen. Dabei vertritt EuroCloud in den europäischen Gremien gemeinschaftlich die Position der europäischen Cloud-Computing-Wirtschaft. Hierzu gehört auch die Einhaltung der europäischen Datenschutzstandards, die Harmonisierung des Rechtsrahmens und die Vertretung der Interessen von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). Wichtig dabei ist, dass die Rahmenbedingungen es zulassen, allen Unternehmen die Beteiligung an der Cloud-Wertschöpfungskette zu ermöglichen. Es entwickelt sich gerade wieder eine interessante deutsche Start-up-Szene im Bereich Cloud Computing, was enorm wichtig für die Zukunftschancen der deutschen Wirtschaft im Bereich der IT-Services ist.

Die Positionen in diesem Interview basieren auf der Veröffentlichung der EuroCloud Deutschland: eurocloud.de/2013/news/5-fragen-5-antworten.html