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23.07.2018

Cloud ist teuer, aber auch billig

Allzu oft hört man in jüngster Zeit, dass die Cloud sich nicht rechnet und man seine Applikationen wohl besser doch on-premise günstiger betreibt, bereits migrierte Workloads werden wieder aus der Cloud zurück geholt. Von anderer Seite hört man Gegenteiliges die Cloud hat die IT-Kosten erheblich verbilligt. Wie so oft liegt die Wahrheit wohl in der Mitte. Da die Ursachen für diese konträren Meinungen sehr vielschichtig sind bedarf es einer genaueren Betrachtung. Hüten sollte man sich vor Pauschalaussagen, jeder Workload sollte auf seine Cloud Tauglichkeit überprüft werden.

Falsche Erwartungshaltungen

Von der Werbung wird ein Bild suggeriert, dass Cloud auf jeden Fall billiger ist. Leider ist dies zu pauschalisiert und der Anwendungsfall sollte genau bestimmt und betrachtet werden mit dem man in die Cloud gehen möchte. 

Gibt man in Google als Suchbegriff Cloud + günstig ein so bekommt man eine Unmenge an vermeintlich günstigen Angeboten und leider hat sich auch die Idee der kostenlosen Cloud in den Köpfen festgesetzt die wie wir alle wissen über den Zugriff und Nutzung unserer Daten bezahlt wird.

Unterschiedliche Servicemodelle

Wenn man die unterschiedlichen Varianten der Cloud betrachtet also IaaS, PaaS und SaaS so kann man schnell erkennen, dass in einer reinen Infrastrukturcloud (IaaS) noch ein hoher Anteil der Verantwortung beim Kunden bleibt. Also zum Beispiel die Betreuung des Betriebssystems, Middelware, Benutzersupport usw.

Mehr Entlastung bietet ein Plattform Service welches neben der zumeist schnellen Bereitstellung den Kunden von der Betreuung des Betriebsystems und der Middelware befreit. Eine nicht unwesentliche Ersparnis. Datenbanken, Softwareentwicklungsumgebungen werden so komplett bereit gestellt und die Verrechnung erfolgt oft nur nach Transaktionen oder Nutzungsdauer.

Zu guter Letzt SaaS Services, diese sind wir ja von unseren Smartphones ja bereits gewohnt, die Apps werden von einem Team gepflegt und ich konsumiere diese nur noch auf einem per Use Modell. Beispiel ein ERP System wo nur für ausgestellte Rechnungen Kosten entstehen.

Falsche Workloads 

Das Paradebeispiel, leider zu oft gesehen ist eine klassischen Legacy Workload in eine IaaS Cloud zu verschieben und dann dort 7x24 Stunden zu betreiben. Dies passiert zum Beispiel oft mit Exchange, eine Applikation die ja per Design 24 Stunden laufen muss. Worin soll da die Einsparung durch Cloud Computing liegen? Cloud lebt von Elastizität, Workloads die über die Zeit unterschiedlichen Bedarf haben und auch gestoppt werden können. 

Cloud ist per Design Evergreen, es bedarf keiner klassischen Methoden um Ausfallssicherheit zu erreichen, es bedarf aktueller Software von den Mechanismen der Cloud zu profitieren.

Muss Cloud denn wirklich billiger sein?

Eine Frage die ich oft stelle, müssen die so genannten Unit Costs also Preis pro Einheit wirklich billiger sein als on-premise? Ist der Leihwagen im Urlaub im fernen Australien billiger als der Wagen zu Hause? Mit Sicherheit nicht, aber er ermöglicht es mir im Urlaub mobil zu sein. Das Enablement ist ein wichtiger Faktor in der Cloud. Es ermöglicht im Speziellen KMUs (und das sind 98% unserer Betriebe) Leistungen zu beziehen die sie sich vorher nicht leisten konnten, aus Kostengründen wie zum Beispiel Skype. Welcher KMU konnte sich vor einigen Jahren eine Skype Infrastruktur leisten, heute ist dies kein Problem, als  SaaS Service aus der Cloud um einige Euro pro Monat. Auch scheitert es oft an den Skills, habe ich überhaupt die Mannschaft um das Service zu entwickeln und zu betreiben. In Sachen IoT oder AI müssen erst Spezialisten beschäftigt werden, da ist es doch einfacher auf fertige Stacks die bei einem Provider laufen zurück zu greifen. Man muss also neben der von vielen erwarteten 'scale economy' die ein Provider auf grund seiner Größe (Stichwort Hyperscaler) bieten kann auch von der 'skill economy' sprechen, ich bekommen mit der Cloud eine Heerschar von Spezialisten die für den Kunden arbeiten und die ich im eigenen Unternehmen nie finanzieren könnte.

Fehlende Kostenkontrolle

Ein weitere Faktor der in das Tal der Tränen führen kann ist die fehlende Kontrolle über die entstehenden Kosten. Ein Account bei einem Provider wird angelegt und danach wird fröhlich gebucht. Nichtmehr benötigte Ressourcen werden wie gewohnt nicht abgeschaltet und die Kosten laufen weiter. 

Natürlich muss an dieser Stelle auch angemerkt werden, dass cloud und on-premise Vergleiche oft nicht like-for-like gemacht werden sondern dass interne Kosten gerne unter den Tisch fallen gelassen werden oder vorsätzlich negiert werden. Um Abteilungen zu schonen oder Jobs zu erhalten. Auch gehen oft so genannte 'eh-scho-da' Kosten in die Kalkulation nicht ein. Ein Mitarbeiter der neben seinen Job in der Buchhaltung noch Benutzersupport macht, weil er sich im Excel ja so gut auskennt, diese Kosten werden zumeist unter dem Tisch gekehrt.

Fazit

Bei der Überlegung einen Workload in die Cloud zu legen sollte neben anderer technischer und rechtlicher Aspekte genau abgewogen werden in welchem Servicemodell der zahlreichen XaaS Varianten dieser konkrete Workload optimal aufgehoben ist. Bei legacy Software sollte man nach Möglichkeiten suchen eine adäquate Lösung als SaaS zu finden mit einem Verrechnungsmodell bei welchem die Kosten mit den Einnahmen einher gehen.

Die Kosten einer Neuprogrammierung werden von vielen gescheut, können sich aber wenn  eine moderne Architektur gewählt wird schnell durch einen deutlich günstigeren Betrieb wettgemacht werden.  

Ein externer Berater, der vielleicht schon viele Use-cases durchgerechnet hat hilft ein objektives Bild auf die Sache zu erhalten. Im Studiengang Master of Science in Cloud Computing Engineering der FH Burgenland vermittelt das Modul FiMeK (Finanzmathematische Methoden und Kalkulation) genau diese Vollkostenbetrachtung.